Product Information Management

Mit Variantenmanagement zum effizienten Produktmanagement

Matthias Gärtner
28.02.2024
5 Min
Illustration mit Frau vor Monitor mit drei unterschiedlich gefärbten Pullovern | eggheads.net

Inhalt

Warum ist Variantenmanagement wichtig?

Die steigende Vielfalt an Produktvarianten stellt Unternehmen vor eine doppelte Herausforderung. Einerseits können Unternehmen Kundenwünsche mithilfe von kundenindividuellen Produkten erfüllen, andererseits bringt die daraus resultierende Variantenvielfalt Schwierigkeiten für die Produktion mit sich.

Eine wachsende Variantenvielfalt ist zunehmend ein Wettbewerbsvorteil, da sie den Kundenansprüchen nach individualisierten Produkten gerecht wird. Allerdings erhöht sie gleichzeitig Komplexität und Kosten bei der Entwicklung und Herstellung. Eine Einzelfertigung aufgrund geringer Losgrößen erlaubt keine Kostensenkung durch Skaleneffekte.

Methodische und informationstechnische Lösungen helfen dabei, das Zusammenspiel von Produktdifferenzierung, Wirtschaftlichkeit und betrieblicher Komplexität zu meistern.

 

Was ist Variantenmanagement?

Um zu definieren, was Variantenmanagement bedeutet, ist zunächst zu klären, was Varianten eigentlich sind.

Varianten (im Sinne von Produktvarianten) sind Artikel, die sich von ihrem Produkt nur in definierten Eigenschaften unterscheiden. Hier folgt ein Beispiel, um dieses zu verdeutlichen:

  • Das Produkt ist ein T-Shirt, das es in vier Farben und je drei verschiedenen Größen gibt.
  • Die Produktvarianten sind dann jeweils die einzelnen Ausprägungen, wie ein blaues T-Shirt in Größe M. Insgesamt hat das Produkt zwölf verschiedene Varianten.

Illustration mit Browserfenster in dem mehrere Varianten eines T-Shirts in verschiedenen Farben und Größen zu sehen sind | eggheads.net

Beim Variantenmanagement geht es nun um die effiziente Auswahl, die Anlage, die Pflege und das Handling von Varianten im Bereich der Produktion, des Marketings und des Vertriebs.

 

Wie funktioniert Variantenmanagement?

Für effektives Variantenmanagement stellt sich zunächst die Frage, welche Produkte brauchen überhaupt Varianten? Das liegt zum einen an der Nachfrage der Kundschaft und zum anderen an der Umsetzung; lohnt es sich zum Beispiel wirtschaftlich auch individuelle Kundenwünsche zu erfüllen? Sind diese Fragen geklärt, kann mit der Umsetzung begonnen und Prozesse fürs Variantenmanagement implementiert werden.

Für ein effizientes Management der Produktvarianten ist dann entscheidend, wie komplex die Produkte sind, die verwaltet werden sollen. Hierfür lassen sich Varianten in drei verschiedene Gruppen einteilen:

Erste Gruppe (Beispiel der T-Shirts): Es gibt wenige Varianten zu einem Produkt und sie werden in Abhängigkeit von wenigen Eigenschaften ohne komplexes Regelwerk gebildet. Das Regelwerk im Beispiel des T-Shirts besagt, dass jede der drei Größen mit jeder der vier Farben kombinierbar ist.

Variantenpflege: Die Varianten können einfach in einem PIM-System angelegt und gepflegt werden, da hier ihre Anzahl überschaubar ist. Da ein einfaches Regelwerk existiert, das die Anzahl der Varianten bestimmt, wäre es komfortabel, wenn auch nur das Regelwerk im jeweiligen System gepflegt werden muss und nicht jede Variante einzeln.

Zweite Gruppe: Es gibt zwar wenige Eigenschaften, die die Varianten bilden, aber eine sehr große Anzahl von Werten und somit sehr viele Varianten unter einem Produkt (ca. > 100). Ein Beispiel hierfür sind kundenindividuelle Produkte wie Bretter in einem Baumarkt, die kundenindividuell zurechtgeschnitten werden in der Länge und Breite. Lassen sich Eichenholzbretter zwischen fünf Metern und einem Meter je Zentimeter in der Länge zurechtschneiden, wären es 401 Ausprägungen. Gäbe es dann in der Breite zwischen einem und zwei Metern in Zehn-Zentimeter-Schritten auch noch die Möglichkeit des Zurechtschneidens, wären es insgesamt 4.411 verschiedene Produktvarianten.

Variantenpflege: In diesem Fall existieren sehr viele Varianten. Es ist hier anzustreben, dass diese in keinem System angelegt werden, sondern nur das einfache Regelwerk abgelegt wird. Dieses kann z. B. zu einem Webshop weitergegeben werden. Der Kunde oder die Kundin wählt dann im Shop die vorher definierten Eigenschaften aus und erhält die Variante. Das System bildet dynamisch einen Artikel mit Artikelnummer und leitet den Kauf an das Warenwirtschaftssystem weiter. Hierbei könnten fortlaufende Artikelnummern vergeben werden.

Dritte Gruppe: Es gibt Varianten zu einem Produkt, aber diese werden über ein komplexes Regelwerk gebildet, das heißt im Unterschied zur ersten Gruppe ist nicht jede Permutation (Kombination aller Ausprägungen) der Daten für die Variantenbildung zulässig. Beispiel: Eine blaue Hose gibt es nicht in Größe L, eine rote Hose nicht in Größe S oder M usw. Diese Regelwerke können teilweise sehr komplex werden zum Beispiel in der Automobilindustrie. Hier entstehen oft sehr viele Produktvarianten.

Illustration mit Browserfenster in dem mehrere Varianten einer Hose in verschiedenen Farben und Größen zu sehen sind | eggheads.net

Variantenpflege: Die Erzeugung von Varianten der dritten Gruppe erfolgt am effizientesten durch spezielle Produktkonfiguratoren, die Eigenentwicklungen oder auch Standardsysteme sein können. In diesen Systemen wird das komplexe Regelwerk definiert. Das ist aufwendig und erfordert sehr gute Produktkenntnisse. Oft gibt es auch schon eine grafische oder sogar 3D-Unterstützung in solchen Systemen. Bei der Endanwendung (durch Kunde/Kundin oder Verkaufsmitarbeitende) wird hiermit eine Variante konfiguriert. Oft wird auch in diesem System dann eine Artikelnummer für diese Konfiguration vergeben und später im ERP-System angelegt.

 

Wie kann ein PIM-System beim effizienten Variantenmanagement unterstützen?

Neben der effizienten und komfortablen Produkt- und Artikeldatenpflege kann ein PIM-System dabei helfen, dass bei der Variantenpflege der ersten und zweiten Gruppe nicht zu viel Aufwand beim Management der Daten entsteht. In beiden Fällen ist es meistens sinnvoll, nicht jede Ausprägung zu pflegen, sondern wie oben schon erwähnt, nur das Regelwerk. Benötigt nun ein über eine Schnittstelle angeschlossenes Fremdsystem wie zum Beispiel ein Shop-System oder ERP-System die einzelnen Varianten (erste Gruppe), so können diese in der Schnittstelle erzeugt und weitergegeben werden. Dabei sollte die Bildung einer geeigneten, eindeutigen Artikelnummer berücksichtigt werden. Die Auswahlfelder, die insgesamt beim Artikel zur Variantenbildung benötigt werden, sollten fest definiert sein.

Beispiel Regelwerkpflege erste Gruppe: Am Produkt werden über Auswahlfelder die möglichen Farben und möglichen Größen gepflegt.

Bei Varianten der dritten Gruppe können zumindest die textuellen Produktdaten und Bilder vom PIM an den Konfigurator über eine Schnittstelle weitergegeben werden.

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